Geschichte(n)

Denkmalschutzpreis 2007 des Landkreises Greiz

Laudatio Rittergut Endschütz

Die Behauptung, dass jedes Haus seinen Herren, oder wie in unserem Fall seine Herrin, braucht, trifft wohl selten so zu wie bei Susann Schmidt und ihrem Rittergut in Endschütz.

Schon fast schicksalhaft kann die Begegnung von Frau Schmidt und dem geschichtsträchtigen, gleichwohl heruntergekommenen Anwesen bezeichnet werden. Länger auf der Suche nach einer Stelle zum verwurzeln war es wohl Liebe auf den ersten Blick. Susann Schmidt kauft im Jahr 2003 das brachliegende und damit im höchsten Maße gefährdete Rittergut.

Diese historische Gutsanlage, bestehend aus dem zwischen 1830 und 1840 im klassizistischen Stil errichtete Herrenhaus, Wirtschaftsgebäuden und Park gehört zu den wichtigen Zeugnissen ländlicher Siedlungsgeschichte Ostthüringens. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung bietet sich dem denkmalgeschützten Anwesen mit der neuen Besitzerin und ihren ambitionierten Plänen endlich die Chance, in letzter Minute vor dem drohenden Verfall gerettet zu werden.

Im Ort steht man ihrem Unterfangen zuerst skeptisch gegenüber, es wird diskutiert, wie lange die kleine Frau in dem großen Herrenhaus durchhalten wird. Doch Frau Schmidt lässt sich davon und von der Vielzahl der anstehenden Aufgaben unterkriegen. Improvisationsvermögen und trotzige Zuversicht bestimmen die ersten Monate. Bald zeigen sich erste Erfolge. Susann Schmidt sucht und findet aktive Mitstreiter. Der Verein “Rittergut Endschütz“ gründet sich im Jahr 2004. In den bis vor wenigen Monaten scheinbar zum Untergang geweihten alten Herrensitz zieht schrittweise Leben ein.

In einem Seitengebäude werden Wohnungen vermietet, der Verein organisiert erste Veranstaltungen und auf dem Gelände des Gutes finden traditionelle Märkte statt, die sehr schnell Besucher nicht nur aus unserer Region anlocken. Fotografen, Maler und Grafiker erhalten die Möglichkeit, ihre Werke auszustellen.

Bei den Entrümpelungsarbeiten im Herrenhaus zeigt sich bald, dass, von den Wandfassungen bis zu den Bodenbelägen, sehr viel originale Substanz und bauzeitliche Befunde erhalten geblieben sind. Susann Schmidt begeistert sich für diese Zeitzeugnisse und entwickelt eine ganz eigene Methode des Umgangs mit „ihren“ Befunden.
Sie vergreift sich nicht an den Originalen. Die Wände und Böden werden gereinigt.
Retuschen, Verschönerungen und Überfassungen bleiben marginal, bauliche Kompromisse für übliche neuzeitliche Lebensansprüche unterbleiben größtenteils.
Alle Räume werden mit historischen Möbeln ausgestattet.
dazu bringt Frau Schmidt mit ihrer Gestaltungssicherheit eine Atmosphäre in die Räume des ehemaligen Rittergutes und die gesamte Anlage, welche Gäste des Hauses und Besucher
der Vereinsaktivitäten in eine ganze eigene Welt, in eine eigenwillige und unverwechselbare Ästhetik eintauchen lässt.
Man spürt in jedem Raum, ob Diele, Kaminzimmer, Ritterzimmer, Schlafzimmer oder Küche, die Eigentümerin fühlt sich verwoben mit ihrem Gut, lässt sich inspirieren und erlebt jeden Winkel ihres Besitzes in einer ganz eigenen durchgeistigen Form.
Sie selbst bekennt: „ Ich beschütze das Haus, und das Haus beschützt mich.“

Auf der sachlichen Ebene kann der Denkmalpfleger sich nicht genug freuen. Es gibt weinige vergleichbare Kulturdenkmale, an dem das Original so kompromisslos erhalten und präsentiert wird. Das Denkmal wird im klassischen Sinn „ gelebt“.
Alle Aktivitäten zeigen Susann Schmidts denkmalpflegerische Gespür für konservierende Methoden und Arbeitstechniken eindrucksvoll.
Diese Herangehensweise bietet Restauratoren und Bauforschern für längere Zeit alle Möglichkeiten der wissenschaftlichen Untersuchung, Auswertung und Dokumentation.
Es versteht sich von selbst, die sensible Planung und Arbeitsweise lassen kein rasantes Arbeitstempo und keine schnelle prestigeträchtige Komplettsanierung zu, zumal der größte Teil der Arbeiten von den Eigentümern und engagierten Vereinsmitgliedern ausgeführt werden.

Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass die Eigentümerin und der sie unterstützende Verein mit den weiter anstehenden Aufgaben einen langen und schweren Weg vor sich haben. Sie werden Stehvermögen, Ideenreichtum, aber auch Unterstützung und Glück benötigen, um ihr Rittergut auch für zukünftige Generationen zu erhalten.

Für die Bewahrung und Sicherung des ehemaligen Herrenhauses des Rittergutes Endschütz wird Frau Susann Schmidt mit dem Denkmalschutzpreis 2007 des Landkreises Greiz ausgezeichnet.

Denkmalschutzpreis 2015 des Landkreises Greiz

Laudatio Rittergut Endschütz

Als die Jury des Denkmalbeirates des Landkreises Greiz in diesem Jahr den Antrag für das Rittergut Endschütz auf den Tisch bekam, stand zunächst mehrheitlich fest, man/frau könne, nachdem der Preis im Jahr 2007 schon einmal nach Endschütz ging, nicht schon wieder für das gleiche Objekt einen Preis vergeben. Dass heute das Rittergut Endschütz, in Person Frau Susann Schmidt zum zweiten Mal einen Preis erhält, wurde nach der Besichtigung des Herrenhauses und der Seitengebäude einstimmig ohne irgendwelche Zweifel durch die Denkmaljury beschlossen. Wie kam es zu diesem Sinneswandel?

Ich zitiere aus der Laudatio 2007: „Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung bietet sich dem denkmalgeschützten Anwesen mit der neuen Besitzerin und ihren ambitionierten Plänen endlich die Chance, in letzter Minute vor dem drohenden Verfall gerettet zu werden.“ Und: „Bei den Entrümpelungsarbeiten im Herrenhaus zeigt sich bald, dass, von den Wandfassungen bis zu den Bodenbelägen, sehr viel originale Substanz und bauzeitliche Befunde erhalten geblieben sind. Susann Schmidt begeister sich für diese Zeitzeugnisse und entwickelt eine ganz eigene Methode des Umgangs mit „Ihren“ Befunden. Sie vergreift sich nicht an den Originalen.“… Und weiter heißt es: „Es versteht sich von selbst, die sensible Planung und Arbeitsweise lassen kein rasantes Arbeitstempo und keine schnelle prestigeträchtige Komplettsanierung zu, zumal der größte Teil der Arbeiten von der Eigentümerin und den engagierten Vereinsmitgliedern ausgeführt werden.“ Zitatende.

Wenn wir heute das Rittergut besuchen, dann können wir die vorangegangenen Sätze in vollem Umfang wiederholen. Zwar möchte man meinen, das Herrenhaus befindet sich im Dornröschenschlaf, so ist es die Hof- und Gartengestaltung eingebettet, aber auch die vergangenen Jahre waren der Verein und Frau Schmidt unentwegt dabei, am Haupthaus und an den Seitengebäuden Erhaltungsmaßnahmen durchzuführen. Dabei sehen wir, dass es nicht immer eine Frage des Geldes sei, ein Haus zu erhalten und vor allem eine Nutzung, auch für die Öffentlichkeit, zu ermöglichen. Ideenreichtum, fleißige Helfer und unermüdlicher Tatendrang haben gerade in den vergangenen Jahren das Rittergut Endschütz zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Lebens gemacht. Der Verein organisiert Hoffeste und Veranstaltungen zum Tag des offenen Denkmals mit zahlreichen Besuchern, die auch immer gerne wiederkommen. Der Ort Endschütz wird auch deswegen wahrgenommen. Leider gibt es aber auch nach wie vor Vorbehalte. Ich zitiere der aus der Laudatio 2007: „Im Ort steht man ihrem Unterfangen zuerst skeptisch gegenüber, es wird diskutiert, wie lange kleine Frau in dem großen Herrenhaus durchhalten wird. Doch Frau Schmidt lässt sich davon und von der Vielzahl der anstehenden Aufgaben nicht unterkriegen.
Improvisationsvermögen und trotzige Zuversicht bestimmen die ersten Monate.“

Dabei ist es nicht geblieben. Es gehört eben nicht nur eine Idee dazu, Haus und Hof zu bewirtschaften und zu erhalten, und dass ohne aus den Vollen zu schöpfen können. Es geht dabei um ganz einfache Dine, wie beispielsweise die Reinigung der Dachrinnen, die in jedem Jahr anstehen, da das Haus ja in einen Landschaftspark förmlich eingebettet ist. Die Erneuerung von Putzflächen in den Erdgeschossräumen noch immer als Folgeschäden des jahrelangen Leerstandes und der Verwahrlosung. Dabei werden aber wirklich nur die Flächen bearbeitet, die unbedingt notwendig sind. Im Vordergrund steht immer der Substanzerhalt. 2007 heißt es treffend: „Dazu bringt Frau Schmidt mit ihrer Gestaltungssicherheit eine Atmosphäre in die Räume des ehemaligen Rittergutes, welche die Gäste des Hauses und die Besucher in eine ganze eigene Welt, in eine eigenwillige und unverwechselbare Ästhetik eintauschen lässt.

Man spürt in jedem Raum, ob Diele, Kaminzimmer, Ritterzimmer, Schlafzimmer oder Küche, die Eigentümerin fühlt sich verwoben mit ihrem Gut, lässt sich inspirieren und erlebt jeden Winkel ihres Besitzes in einer ganz eigenen durchgeistigen Form.
Sie selbst bekennt: „Ich beschütze das Haus, und das Haus beschützt mich.“

Und zum Abschluss kann ich mich wieder nur der Laudatio von 2007 anschließen: “ Man muss kein Prophet sein, um zu wissen, dass die Eigentümerin und der sie unterstützende Verein mit den weiter anstehenden Aufgaben einen langen und schweren Weg vor sich haben. Sie werden Stehvermögen, Ideenreichtum, aber auch Unterstützung und Glück benötigen, um ihr Rittergut auch für zukünftige Generationen zu erhalten.“

Ich bin sicher, all diese Eigenschaften haben Sie, und es sollte mich nicht wundern, wenn das Rittergut Endschütz nicht auch im Jahr 2023 für die dann geleisteten denkmalpflegerischen Arbeiten einen Denkmalschutzpreis erhalten wird.

Für den Erhalt des Rittergutes Endschütz erhält Frau Susann Schmidt den Denkmalschutzpreis 2015 des Landkreises Greiz.

Denkmalschutzpreis Ehrung des Landkreises Greiz 2015

Denkmalschutzpreis des Landkreises Greiz 2015

Foto: Wolfgang Hesse

Der Pressartikel zur Preisverleihung in “Mein Anzeiger” am 13. September 2015 mehr lesen…

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„Vergangenheit braucht Zukunft"

Denn neben dem Wissen zur Kunstgeschichte, historischen Handwerkstechniken und Materialien braucht es vor allem viel persönliche Hingabe, um die „Geschichte“ und den Wert der einzigartigen Originale zu erhalten.

Kontakt:
Rittergut Endschütz e.V.
eingetragen und gemeinnützig
Rittergut Nr. 1
07570 Endschütz

Telefon: 036603-61699
E-Mail: info@rittergut-endschuetz.de

Spendenkonto:
Rittergut Endschütz e.V.
IBAN: DE93 8305 0000 0000 0580 68
BIC: HELADEF1GER
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